In
Afrika haben in jüngster Zeit mehrere Länder (zuletzt Ghana) unter dem Einfluss christlicher Fundamentalisten die
Gesetze gegen Homosexuelle drakonisch verschärft. Aber das ist nicht die ganze Geschichte, es gibt auch
Gegenbeispiele,
erzählen die Religionswissenschaftler Ezra Chitando und Adriaan van Klinken, die ein Buch zu diesem Thema,
"Reimagining Christianity and Sexual Diversity in Africa", veröffentlicht haben. "Mehrere Länder in Afrika, zuletzt
Botswana und
Angola, haben
Homosexualität entkriminalisiert. Auch in Bezug auf die Religion ist die Situation komplexer, als oft angenommen wird. Wie der Historiker Marc Epprecht in seinem Buch 'Sexualität und soziale Gerechtigkeit in Afrika' unter Bezugnahme auf das Christentum, den Islam und die indigenen Religionen dargelegt hat: 'Alle drei Glaubensgruppen in Afrika waren und sind historisch gesehen offener für die Akzeptanz sexueller Unterschiede, als allgemein angenommen wird.'" Neben Südafrikas Erzbischof
Desmond Tutu, der Homophobie sehr früh schon zusammen mit Rassismus zu Häresie und Blasphemie erklärt hatte, "enthält unser Buch
neun weitere Fallstudien über führende afrikanische Schriftsteller, die das christliche Denken neu interpretieren, über mehrere christlich inspirierte Gruppen, die die religiöse Praxis verändern, und über afrikanische Künstler, die sich auf kreative Weise christliche Glaubensinhalte und Symbole aneignen. Kurz gesagt, das Christentum ist eine wichtige Ressource für eine befreiende Vorstellung und Politik der Sexualität und sozialen Gerechtigkeit im heutigen Afrika."
Ausgesprochen sauer
reagiert der Historiker
Moses E.
Ochonu auf
westliche Kommentare zu Afrika, die seiner Ansicht nach in zwei Fallen tappen: Entweder ist Afrika immer nur der
Kontinent der Tragödien, der Katastrophen und Kriege. Oder es ist genau anders herum: "Viele westliche Kommentare sind von einem wohlwollenden,
avuncularen Rassismus durchdrungen, der Afrika als ein zartes Gebilde betrachtet, dessen schlimme Zustände als unvermeidliche Mühen der Entwicklungszeit heruntergespielt werden müssen. Aber Afrikaner brauchen informierte, wahrheitsgemäße und nuancierte Kommentare, keine die Probleme leugnenden,
wohltuenden Plattitüden" Dieser Strang "behauptet, dass Afrikaner
nicht nach westlichen Maßstäben für gute Regierungsführung, Sicherheit und Bürgerrechte beurteilt werden sollten, weil Afrikaner angeblich kulturell darauf konditioniert sind, sich
an kleinen Dingen zu erfreuen, glücklich zu sein, selbst wenn sie von Problemen geplagt werden, und bescheidenere Ambitionen zu haben als Westler. In der alten Kolonialzeit war dies der Mythos vom '
fröhlichen Afrika', der in dem Buch 'Mistaking Africa' von Curtis Keim und Carolyn Somerville ausführlich erläutert wird."
Außerdem: Ryan Brunette
erklärt den Unterschied zwischen dem Aufstand der Peronisten in Argentinien 2001 und dem der Zuma-Anhänger in Südafrika. Benjamin N. Lawrance und Vusumuzi R. Kumalo
erzählen die Geschichte des südafrikanischen Autors
Dugmore Boetie, der vor der Apartheid nach Botswana (damals Bechuanaland) floh.