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Stichwort
Lars von Trier
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Im Kino 14.10.2009 […] den Bildern, sie kann die Bilder kommentieren oder erläutern, sie kann sie verdoppeln, sie kann ihnen eine andere Sicht der Dinge entgegensetzen, sie kann Vexierspiele in Gang setzen, wie es bei Lars von Trier wieder und wieder geschieht. Sie kann aber auch die Stimme eines allwissenden, also literarisch-romanhaften Erzählers imitieren. Das ist es, was die Stimme aus dem Off in Michael Hanekes jüngstem […] wenig zusammenpassender Einfälle vollmüllt und deshalb gerne die irritierendsten Off-Stimmen (seine eigene etwa) auf den Zuschauer/Zuhörer loslässt, gehört bei Haneke alles immer an seinen Platz. Lars von Trier spielt gern Gott, aber er bleibt dabei drin und draußen zugleich, mischt sich ein, treibt Schabernack, ist als Gott noch ein Kobold. Haneke dagegen ist als Regisseur unglaublich autoritär. Noch […] Von
Ekkehard Knörer
Im Kino 09.09.2009 […] sein als diese Zweisamkeit.
Wir haben großes Glück gehabt. Wie man es, im tiefen Wald, in der Hütte, in Eden, auch wendet und dreht: Lars von Trier ist ganz aus dem Spiel. Nur noch Er und Sie. Wenn das nicht das Paradies ist: Ein Lars-von-Trier-Film ohne Lars von Trier. Kein "Boss of it All". Keine Stimme aus dem Off, keine sadistische Parallelmontage. Der reine Zweikampf. Aufs Blut, aufs Messer, aber: […] Seelenruhe montiert Lars von Trier dazu den Weg des Kindes in den Tod wie in Trance. Und damit, in der sadistischen Montage-Lust des Regisseurs, ist gleich im Prolog die bei von Trier alles bestimmende, nämlich die Macht-Frage gestellt.
Immer insistierend, immer bereit, zum Äußersten zu gehen, immer bereit auch, sich in Widersprüche und Unklarheiten zu verwickeln, fragt Lars von Trier wie in vielen Filmen […] Bettlern": vergessen. Was für ein Segen. Der Film selbst vergisst seinen Prolog und er vergisst, anders als zuletzt noch in "The Boss of it all", auch seinen Regisseur. (Nun gut: "Ich bin Sie", sagt Lars von Trier, in Interviews. "Ich verfilme meine eigene Depression." Aber das vergessen wir auch gleich wieder. Denn dann steckte er ja doch wieder drin, ganz tief drin, tiefer drin als in all seinen anderen […] Von
Thomas Groh, Ekkehard Knörer
Essay 03.09.2009 […] rn in Szene gesetzte Geschehen als Mentalitäts-Vorgeschichte des Dritten Reichs. Haneke gewann für den Film die Goldene Palme. Auf "Antichrist", den jüngsten Film des dänischen Enfant Terrible Lars von Trier, reagierte die Mehrzahl der Kritiker dagegen mit Entsetzen. Das Trauma eines Kindstods führt hier ein Ehepaar in Depression und Gewalt. Vor allem das blutige Finale hat die meisten Betrachter […] zweiten Film aus dem gleichen Kontext, der in diesem Jahr ebenfalls in Cannes präsentiert wurde und nun einen Monat vor "Das weiße Band" in die Kinos kommt, dies besser zu verstehen: "Antichrist" von Lars von Trier. Auch hier beginnt die Geschichte mit einem Sturz, einem Fall. Der Sohn eines Paars fällt aus dem Fenster, während seine Eltern Sex haben. Die Szene bildet den Prolog des Films, sie ist als aufwendiger […] en Liebenden und des unbeobachteten Jungen, der sich dem Fenster nähert und in einer klassischen Suspense-Szene schließlich hinunterfällt, ist in zahllose Einstellungen zerlegt. Dabei entwirft Lars von Trier in kunstvoller Parallelmontage einen Schuldzusammenhang, von dessen unmöglicher Bewältigung der Film dann erzählt: Er (Willem Dafoe) und sie (Charlotte Gainsbourg) begeben sich gemeinsam in den […] Von
Bert Rebhandl
Im Kino 14.01.2009 […] n entfernt bleibt, wie viele Volten es schlägt, wie wenig es vor der Gemeinheit zurückschreckt und auch vorm Sadismus!
Als Sadist, als der der alle Fäden zu Beginn in der Hand hat, inszeniert Lars von Trier sich am liebsten. Zum Beispiel in "The Five Obstructions", seinem möglicherweise sogar besten Film, in dem er dem Regisseurs-Kollegen Jorgen Leth fünf im Grunde fast unlösbare Regieaufgaben als […] unternehmen. Dass das per Alibi- und Lügen-Prokura nicht gutgehen kann, versteht sich beinahe von selbst.
Aber auch Kristoffer spielt nicht einfach so mit. Er leistet Widerstand, so wie es bei Lars von Trier immer vor allem auf den Widerstand ankommt. Den Widerstand, den er von außen ins Spiel bringt, als Hand oder Wort Gottes. Den Widerstand aber auch, den er ganz offensichtlich selbst braucht, um […] ebnen muss. Darum die Vervielfachung der Stimmen in vielen seiner neueren Filme, darum das Experimentieren mit dem Metafiktionalen, das Sprechen von der Seite, von oben, von draußen. Wir haben uns Lars von Trier als glücklichen Sisyphos vorzustellen, der sich mit aller Kraft und allem Einfallsreichtum, den er hat, immer wieder Steine selbst in den Weg legt.
Diesmal ist er auf die geniale Idee verfallen […] Von
Lukas Foerster, Ekkehard Knörer