15.08.2012. Ein Linkdossier zur Beschneidungsdebatte.
Als im Mai 2012 das Kölner Landgericht die Beschneidung eines vierjährigen Jungen als Körperverletzung wertete (mehr über den Fall
in der Süddeutschen und hier
das Urteil), brach in den deutschen Medien eine heftige Debatte los. In Konflikt stehen hier die Religionsfreiheit der Eltern und das Recht des Kindes auf körperliche Unversehrtheit. Wir verlinken hier auf einige der wichtigsten Debattenbeiträge.
Artikel im Perlentaucher:Wider die postmoderne Religionspolitik17.07.2012. Begründen grüne Spitzenpolitiker und JuristInnen jetzt ihre Positionen zu Religion, Familie und Minderheiten mit wortwörtlichen Zitaten aus heiligen Büchern? Von
Eva QuistorpKontaminiertes Terrain08.08.2012. Die Debatte um Beschneidung ist scheinheilig und mobilisiert uralte antisemitische Klischees - gerade bei den Linken. Anmerkung zu einer Welle des Abscheus. Von
Matthias KüntzelDie Dialektik der Gegenaufklärung09.08.2012. Die Kritiker der Aufklärung würden die Debatte über Beschneidung gern unterdrücken. Aber Angstmachen gilt nicht. Eine Antwort auf Matthias Küntzel. Von
Thierry ChervelReligiöses Ersatzwissen10.08.2012. Nicht die Frommen, sondern die Rationalen zeigen Demut vor der Schöpfung. Und in der Debatte um Beschneidung sind sie es, die sich mit Gegenargumenten auseinander setzen. Von
Ralf BöntArtikel in anderen Medien:Hier die
Seite mit allen Links zum Thema Beschneidung in der
Süddeutschen. Mit Beiträgen unter anderem des Publizisten
Navid Kermani (
hier), der die Beschneidungskritiker des "Vulgärrationalismus" beschuldigte, des Psychoanalytikers
Wolfgang Schmidbauer (
hier), der Beschneidung bei Kindern als schwere Körperverletzung ablehnt, und des Autors
Doron Rabinovici (
hier), der ein Verbot der Beschneidung von Kindern ablehnt, weil es als Signal an Muslime und Juden verstanden werden könnte, sie seien in Deutschland nicht erwünscht.
In der
taz sprachen sich im Interview der Kinderarzt
Matthias Franz (
hier) und der Grünen-Abgeordnete
Memet Kilic (
hier) gegen die Beschneidung von Kindern aus.
Najem Wali erinnert sich an seine eigene - höchst unerfreuliche - Beschneidung.
Auch Pirat und Schwulenaktivist
Ali Utlu beschreibt in der
Siegessäule seine Beschneidung als traumatisch.
In der
FAZ muss man sich die Artikel zur Beschneidungsdebatte
hier zusammensuchen. Hingewiesen sei vor allem auf den
Artikel des israelischen Mediziners und Publizisten
Gil Yaron, der erzählt, dass auch in Israel die Beschneidung nicht mehr unumstritten ist. Ein Artikel des Psychologen
Matthias Franz, den man online in der FAZ nicht lesen darf, ist in leicht abgewandelter Form
hier erschienen. Franz erörtert die Frage aus mediziniert und psychologischer Sicht.
In der
Frankfurter Rundschau behauptet
Navid Kermani im
Interview, mit dem Beschneidungsurteil werde jüdisches Leben in Deutschland wieder kriminalisiert. Links zu weiteren Artikeln zum Thema Beschneidung finden sich am Ende des Interviews: So
wirbt etwa der Theologe
Thomas Lentes um Verständnis für die Beschneidung. Der Grünen-Politiker
Omid Nouripour plädiert für mehr Aufklärung. Und die Grünen
Volker Beck und
Renate Künast fordern in einem "Zwischenruf" die Straflosigkeit der Beschneidung.
In der
Zeit kritisierte der Philosoph
Robert Spaemann das Kölner Urteil als beispiellosen Angriff auf die Identität religiöser Familien. Der Strafrechtler
Rolf Dieter Herzberg widerspricht und plädiert dafür, die Betroffenen als Mündige selbst entscheiden zu lassen. Der Grünen-Abgeordnete
Volker Beck erklärt im
Interview, warum er sich im Bundestag für das Recht von Eltern einsetzt, ihre Söhne beschneiden zu lassen.
In der
Welt findet man die Artikel zur Beschneidung
hier, darunter einen Artikel
von Necla Kelek, die die Beschneidung von Jungen als archaische Sitte und Unterdrückungsinstrument wertet, oder von
Hannes Stein, der große Aufklärer als Judenhasser
porträtiert.