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Stichwort
Stalinismus
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Vorgeblättert 12.05.2014 […] Bewegung vielleicht bald keine Rolle mehr spielen, tatsächlich tun sie das schon heute nicht mehr - als Thema hat sich der Stalinismus erledigt (wenn auch nicht als Gefahr). Aber wenn wir das moderne Leben in seinem Kern verstehen und bewerten wollen, bleibt der Stalinismus als Erfahrung eine Angelegenheit von besonderer Komplexität (2). Diese Erfahrung ist an sich und für alle, die von ihr betroffen […] mit der Zeit das Problem des amerikanischen Intellektuellen in der Form heraus, wie wir es heute noch kennen.
Dieses Problem ist nicht so einfach zu lösen wie der Stalinismus, diese Frage ist, wie gesagt, geklärt: Der Stalinismus ist heute keine Frage des Standpunkts mehr, sondern ein soziologisches und psychologisches Phänomen. Es handelt sich an sich auch nicht um ein Problem linker Ideologie: […] Begriffe synonym (Anm. d. Übers.).
(2) Stalinismus ist natürlich kein neutraler Begriff, doch in vielen Kontexten ist die Konnotation des Wortes Kommunismus zu breitgefächert. Wir brauchen einen Begriff, der die kommunistische Bewegung nach ihrer bürokratischen Degenerierung und ihrer Wandlung in ein Vehikel für Massenkultur und anderes beschreibt. Stalinismus ist das einzige Wort, das diesen Zweck […]
Vorgeblättert 12.05.2014 […] Erfahrung mit dem Stalinismus Trilling einfach weggelassen hat. Für einen Schriftsteller mit großem Bewusstsein für psychologische Komplexitäten zeigt er erstaunlich wenig Interesse an den tieferen Schichten unserer inneren Motive: Getragen von der Idee der Verantwortung, erweckt er den Eindruck, als wäre es vor allem eine Frage der philosophischen Entscheidung, ob man dem Stalinismus erliegt oder ihm […] seine Bedeutung sehr klar hätten erkennen müssen, ein weiteres Zeichen unseres intellektuellen Unvermögens).
Lionel Trillings Roman The Middle of the Journey ist sogar ein expliziter Versuch, den Stalinismus aufzuarbeiten: Der Held, John Laskell, ein intellektueller Sympathisant der Kommunisten, sieht sich nach bestimmten Erlebnissen gezwungen, die ideologischen und kulturellen Grundlagen seines Lebens […] ihm widersteht. Selbst bei einer Figur wie Gifford Maxim, dessen schuldbeladene Konversion vom Stalinismus zur Religion einfach tiefenpsychologischen Mustern folgt, lässt Trilling lieber die eigentlich auf der Erfahrung beruhenden Gründe seines Handelns im Ungefähren: Wir erfahren nicht, ob Maxims Schuld real ist, wahnhaft oder metaphysisch. Solche Unbestimmtheit hat Trilling natürlich gewollt, sie […]
Vorgeblättert 12.05.2014 […] dass der von ihm beschriebene Stalinismus in erster Linie eine Erfahrung der Mittelschicht war: Er ist sich zwar der sozialen Herkunft seiner Figuren ebenso bewusst wie des Umstands, dass ihre Art zu leben und zu denken von dieser Herkunft bestimmt ist, aber letzten Endes"zählt" bei Trilling auch die Klasse nicht, und so kann er nicht zeigen, welchen Ausweg der Stalinismus aus der besonderen psychologischen […] psychologischen Misere der Mittelschicht bot. Mehr noch, er ignoriert die Tatsache, dass die vom Stalinismus geprägte Mittelschicht zum großen Teil eine jüdische war - getrieben von der speziell jüdischen Verunsicherung, die zu derjenigen der Mittelschichten noch hinzukam. (Dieses Ausblenden wird umso offensichtlicher, als Trilling einen Juden in einer unbedeutenden Nebenrolle auftreten lässt.) So leben die […] die Figuren in einem akademischen Vakuum moralischer Abstraktionen - ohne jede Geschichte. Doch der Stalinismus war eine durch und durch historische Erfahrung, eine bestimmte Reaktion auf bestimmte historische Zumutungen: Menschen, die sich auf ihn einließen, führten nicht einfach ihre persönliche Beziehungen in einer festen moralischen Ordnung fort. Hier wiederum weiß Trilling ohne Zweifel genau, was […]
Dokumentation 06.06.2012 […] mit seinem Sohn Ágost, einem Geheimdienstler, und der übrigen Familie kommt eine ungarische Gesellschaft in den Blick, die durch den 1956 niedergeschlagenen Aufstand, durch Ohnmacht und Verrat im Stalinismus moralisch zutiefst zerrüttet ist.
Erzählfäden, Erzählparallelen führen über Freunde, Bekannte, Liebschaften, Internatsbande in die Schweiz, nach England, in das Erzgebirge, nach Berlin in die vierziger […] Von
Jörg Plath