In den USA boomt die "
Reproduktionsindustrie",
stellt Paige Bruton fest und erhält in ihren Gesprächen mit verschiedenen Akteuren zum Teil dystopische Einblicke in die Branche. Das Geschäft mit Eizellen-Spenden ist sowohl für Unternehmen als auch für Spenderinnen eine lukrative Sache: ein kalifornisches Unternehmen, das im Beitrag nicht identifiziert werden will, sagt Bruton, dass eine Frau mit dem
Abschluss einer renommierten amerikanischen Universität bis zu 150.000 US-Dollar für ihre Eizellen-Spende bekommen kann. Nicht nur den Uni-Abschluss können sich die Eltern bei ihren Spenderinnen aussuchen, sondern auch
Haar-und Augenfarbe,
Körperbau,
Größe,
Ethnie und bei manchen Agenturen sogar Eigenschaften wie eine musikalische Begabung. Bei den sogenannten Designerbabies gilt auf jeden Fall, so Bruton,
je spezifischer desto teurer. Dr. Wendy Chavkin, Professorin an der Columbia-University, erzählt Paine, dass nicht nur genetische Merkmale, die konventionellen Schönheitsidealen entsprechen, als höherwertig eingestuft werden, sondern auch manche Ethnien den Vorzug erhalten: "Weiße, jüdische oder ostasiatische Spender werden von Kliniken und Wunscheltern bevorzugt behandelt und manchmal auch besser bezahlt. Sie argumentiert, dass die Industrie nicht nur die Körper von Frauen zu Waren macht, sondern auch
rassistische und exklusive Schönheitskonventionen bedient, die 'gegen jedes Glaubenssystem verstoßen, das wir haben'. Wie in jeder Branche, so Bruton weiter 'hat sich auch hier ein Angebot an vermeintlich besseren oder Nischenleistungen entwickelt. Wenn wir auf Mädchen stoßen, die als Spenderinnen in Frage kommen oder die ein frohes Herz haben, sprechen wir sie an', sagt Alexis Fuller, die Geschäftsführerin von Golden Egg Donation, einer Agentur mit Sitz in Calabasas, Kalifornien, die sich auf das spezialisiert hat, was sie auf ihrer Website als '
Top-Qualitätsfrauen von innen und außen' bezeichnet."
Michal Kranz
beleuchtet das Schicksal vieler
Tadschiken, die vor Repression und Verfolgung aus ihrem Heimatland fliehen müssen. Vor allem Mitglieder der "
Pamiri", einer ethnischen Minderheit in Tadschikistan, werden vom Regime
Emomali Rahmons, der das Land seit dreißig Jahren regiert, marginalisiert, so Kranz. In den letzten Jahren steigerte sich die Unterdrückung zu einer systematischen Zerstörung der pamirischen Kultur: Die Pamiris haben ihre eigene Sprache, berichtet Kranz, und im Gegensatz zur Mehrheit in dem mehrheitlich sunnitischen Land praktizieren sie den
Ismailismus, eine Untergruppe des schiitischen Islam. Ihre Art muslimische Feiertage zu feiern, wirkt auf andere Muslime befremdend, meint Kranz, oft werden dabei Lieder gesungen. Ziel der Flucht der meisten Pamiri ist
Polen, was angesichts der rechten Regierung der letzten Jahre überraschen kann. Doch das Land hat
unkomplizierte Aufnahme-Regelungen für die Schutzsuchenden und wird für viele so zu einer neuen Heimat. Die Angst vor Verfolgung können viele allerdings nicht ablegen, wird Kranz bei seiner Recherche bewusst: "Nach einem kürzlichen Treffen von Gemeindeleitern strömten Menschen aller Altersgruppen in ein unscheinbares Gemeindezentrum im Süden Warschaus, um dort zu feiern. Obwohl der freiwillige ismailitische Sicherheitsbeamte mir nicht erlaubte, die Versammlung von oben zu beobachten, sah ich ältere Frauen, die Teller mit Essen trugen, junge Männer mit Akustikgitarren in der Hand und modisch gekleidete Frauen, die sich untereinander unterhielten, als sie hineinströmten. Wie üblich trug fast keine der Frauen einen Hidschab oder eine andere Kopfbedeckung. 'Wir waren uns einig, dass dies ein Ort sein sollte, der frei von Politik ist, ein Ort, an dem man sich trifft, isst und zusammen ist', sagte mir ein Mann, der aus Angst vor Konsequenzen
seinen Namen nicht nennen wollte."